Wer sind wir?

Wir, die "Braunschweiger Jäger 1776 - Verein zur Förderung der Braunschweigischen Militär- und Zivilgeschichte des 18. Jahrhunderts e.V." sind eine sogenannte Reenactment-Gruppe (=Historische Darstellergruppe) und beschäftigen uns mit der Braunschweigischen Landesgeschichte des ganzen 18. Jahrhunderts, wobei indes der Schwerpunkt unseres Interesses auf die Zeit von 1776 bis 1783, der Zeit des Rebellenaufstandes in den englischen Kolonien Nordamerikas, auch bekannt als "Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg", gerichtet ist.

Wir stellen primär die "Braunschweiger Jäger" von 1776 dar, die 2. Kompanie von Major Ferdinand Albrecht von Barners Combiniertem und Jaeger-Bataillon, welches speziell für den Krieg in Amerika aufgestellt wurde. Die Soldaten des Bataillons „von Barner“ wurden nach eiligster Mobilmachung gemeinsam mit vier an sich bataillonsstarken, aus den bereits in Braunschweig vorhandenen Truppen gebildeten Einheiten, namentlich den Musketierregimentern „Prinz Friedrich“, „von Riedesel“, „von Rhetz“, „von Specht“, dem Dragonerregiment „Prinz Ludwig Ernst“ sowie dem aus den vorhandenen Grenadierkompanien zusammengefassten Grenadierbataillon „von Breymann“, gen Amerika in Marsch gesetzt.

Die Braunschweiger kämpften im Jahr 1777 u.a. bei Ticonderoga, Bennington, Hubbardton und Saratoga, wo sie letztlich nach Fehlentscheidungen des englischen Oberkommandierenden General John Burgoyne vom Nachschub abgeschnitten wurden und sich einer überlegenen amerikanischen Armee ergeben mussten. Während sich der Großteil der braunschweigischen Truppen bis zum Ende des Unabhängigkeitskrieges in Kriegsgefangenschaft befand, verblieb eine Rest-Einheit in Kanada und wurde regelmäßig durch neu geworbene Rekruten verstärkt. Diesen Braunschweigern - zusammen mit den anderen deutschen Truppen aus Hessen-Kassel, Hessen-Hanau, Ansbach-Bayreuth, Waldeck und Anhalt-Zerbst, allgemein alle zusammen in den USA nur die 'Hessians' genannt - ist es zu danken, dass Kanada seine Unabhängigkeit behielt.

Unsere Gruppe bemüht sich um historisch-exakte Darstellung einer Jäger-Gruppe des 18. Jahrhunderts. Nachweislich gab es bei den Braunschweiger Jägern nur wenig Drill und keinen Wachtdienst. Die Soldaten galten als Spezialisten, waren gefürchtete Scharfschützen und hatten dadurch alle Freiheiten, die das militärische Leben der Zeit nur bieten konnte. Schon früh übertrug man den Jägern "Polizeiaufgaben" und die Sicherung wichtiger Personen und Objekte. Das Dasein der Braunschweiger Jäger, insbesondere während des Dienstes in Kanada und Amerika, war gewiß kein romantisches Kriegsabenteuer. Trotzdem haben die Jäger ein vollkommen anderes Leben als die übrigen Soldaten geführt. Ihre Aufgabe bestand in der Aufklärung und dem Plänkeln bis zum Eintreffen der Hauptarmee. Sie kämpften in kleinen Gruppen und durchzogen zusammen mit Indianern als Kundschafter die Wälder, um den Feind auszuspionieren. Bei zahlreichen kleineren Gefechten bewiesen die oft aus dem Forstdienst stammenden Männer ihre Treffsicherheit mit den gezogenen Jägerbüchsen aus Deutschland. Viele der Jäger hatten ihre eigene Waffe mitgebracht, mit der sie seit Jahren vertraut waren. Als Soldaten waren sie bald von ihrem Gegner sehr gefürchtet, und George Washington stellte eigene Scharfschützengruppen auf, um den gefährlichen Jägern aus Braunschweig und Hessen zu begegnen. Allerdings waren die langen Tennesse-Rifles den Jägerbüchsen in Bezug auf Treffsicherheit unterlegen.


Zivildarstellung - nicht nur für die Damen!!

Das Hobby „18. Jahrhundert“ bietet natürlich neben einer reinen Militärdarstellung auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich als ziviler Darsteller einzubringen. Sei es nun als Dienstbote, Handwerker, Schreiber, Feldscher, Arzt etc. etc. oder gar als Angehöriger des Adels, in dieser Zeit findet ein jeder seine Bestimmung und die Rolle, in die er schon immer einmal schlüpfen wollte.

Speziell für Hobbyisten weiblichen Geschlechts ist die Zivildarstellung zudem eine hochinteressante Alternative zum sonst üblicherweise dargestellten Soldatenstand und letztlich auch die einzig authentische. Weibliche Soldaten gab es damals nicht, zumindest nicht offiziell. Die nachweislich wenigen, die sich unter falscher Identität haben anwerben lassen, stellen absolute Ausnahmen dar und sind bei Entdeckung auch samt und sonders umgehend entlassen worden. Obgleich ihnen der Soldatenberuf selbst verwehrt war, waren selbstredend nicht wenige Frauen Teil des damals noch üblichen Heeresgefolges, wie zum Beispiel im Bereich der Marketenderei, als Ehefrau eines Dienstgrades oder einfachen Soldaten, als Mätresse eines höheren Offiziers bzw. Dienstmagd im Haushalt eines solchen.

Unter den etwa 5300 Braunschweiger Soldaten, die in den Jahren 1776 bis 1783 über England nach Kanada verschifft wurden, befanden sich auch 267 Frauen. Es handelte sich dabei allerdings nicht um Marketenderinnen oder gar "zweifelhafte Weibspersonen", sondern um ehrbare Ehefrauen teilnehmender Militärs aller Dienstränge. Sie machten sich während der gesamten Zeit des Krieges nützlich, wo sie konnten, und verdienten sich zusätzliches Geld durch Kochen, Waschen und Nähen. Die bekannteste Feldzugteilnehmerin dürfte übrigens Friederike Riedesel Freifrau zu Eisenbach sein, die damals mit drei kleinen Töchtern ihrem Mann, dem kommandierenden General Friedrich Riedesel Freiherr zu Eisenbach, hinterherreiste und ihre Erlebnisse bereits im Jahre 1800 in Buchform veröffentlichte.

Ob Soldatenfrau, Mädchen vom Lande, Bürgerliche oder Frau von Stand - vom einfachen, schlichten Rock mit entsprechender Weste bis zum fantastischen Kleid gibt es viele Darstellungsmöglichkeiten, die von den weiblichen Mitglieder unseres Vereins ausgeschöpft werden und das 18. Jahrhundert in seiner Vielfalt erlebbar und begreifbar machen.